Ein Bild und seine Geschichte IV
Mister World Is Playing
Bilder_mrworld_008.jpg   Und für mich selber erwartet-unerwartet steht jetzt der Mensch im Mittelpunkt meines Suchens:
der Mensch, der mit der Welt spielt
der Mensch, wie er ein Spielball der Welt ist
ich, eine ganze und unteilbare Welt (die ich, mehr als mir lieb ist, als in sich selber zerstritten und gespalten erlebe)
ich, winziger Teil dieser einen, ganzen und unteilbaren Welt (die mir, mehr als mir lieb ist, gespalten und zerstritten entgegentritt)
„Mister World is playing“ nenne ich das Bild, an dem ich jetzt arbeite.

Eugen Bänziger, geschrieben im März 1976


Wenig später hat er die die abgebildete Version des düsteren Meisterstücks an eine langjährige Sammlerin verkauft. Sie hängte es zuoberst ins Treppenhaus. Von hoch oben blickte Mr. World auf Bewohner und Gäste hinab und fiel beim Betreten des Hauses jedem als erstes ins Auge. Ein gewaltiges Bild, im wahrsten Sinn des Wortes.

 
Eines Nachts schreckte die Besitzerin auf. Ein scherbelndes Geräusch hatte sie geweckt. Als sie nachsah, fand sie Mr. World am Boden. Mindestens fünf Meter tief war er gestürzt, und dennoch so gut wie unversehrt geblieben. Das Glas hingegen lag in tausend Stücken am Boden.

„Das kommt davon, wenn man seine Bilder nicht gut festmacht“, denkt jetzt natürlich jeder Leser. Aber weit gefehlt. Die Vorrichtung, an der das Bild aufgehängt war, schien intakt und hielt auch mehreren genauen Prüfungen stand. Sie war definitiv nicht schuld am Sturz. Bis heute hat niemand eine logische Erklärung dafür gefunden.

Der Besitzerin wurde das zu unheimlich. Nachdem Eugen das leicht beschädigte Werk restauriert hatte, wollte sie es nicht mehr zurück. Sie hängte ein anderes, fröhlicheres Bild an seine Stelle. Es blieb bis zu ihrem Auszug problemlos an Ort und Stelle – in derselben Hängevorrichtung wie „Mr. World Is Playing“.
 
 
 
 
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